Mythos Jesus
- mcreck
- 5. Apr.
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Der Mythos Jesus ist vielleicht wahrer – und zwar konkreter wahr – als wir uns vorstellen können: Dem Menschen 1.0 ist es möglich, sich zum Menschen 2.0, also zur Erlösung, zu transformieren. Dazu muss der Mensch 1.0 selbst tätig werden, er muss sich also selbst erlösen. Das entspricht der Bibel.
Wie? Er braucht dazu jedoch eine Hilfe zur Selbsthilfe. Er kann sich nicht aus sich selbst heraus erlösen, sondern benötigt Jesus als Ausdruck Gottes. Dies entspräche dem Gedanken, dass der Mensch 1.0 einen Ausdruck der Göttlichkeit 2.0 in Form des Menschen 2.0 braucht, um sich in dieser Beziehung Schritt für Schritt zum Menschen 2.0 zu entwickeln. Das ist die Vorstellung, die in der Religion vorhanden ist: dass man in der Beziehung zu Jesus und im Ja-Sagen zu Jesus, im Ja-Sagen zu dieser Beziehung, sich selbst zu Jesus hin entwickeln kann.
Das Spannende an diesem Mythos ist, dass es einen Gottmenschen gibt, der damit quasi den Ursprung der Transformation für die ganze Entwicklung des Menschen bildet.
Dabei folgen ihm Heilige oder Päpste oder andere Menschen nach, die wiederum weitere Menschen zum Menschen 2.0 machen.
Dabei würde es auch passen, dass wir höchstwahrscheinlich bereits als Mensch 2.0 geboren sind – so wie Jesus als Gottes Sohn geboren wurde.
Spannend ist dabei auch, was mit dem Herrn Jesus im Mythos geschieht. Er durchläuft eine Phase der Selbsterkenntnis, dass er Jesus ist. Dann folgt eine Phase, in der er aktiv wird, von den Menschen 1.0 angefeindet und schließlich getötet wird. Danach kommt eine Phase, in der er leiblich aufersteht. Das könnte sich – in einem übertragenen Sinne – ebenso bei uns als „realem Jesus“ vollziehen.
Ein anderer Aspekt:
Prinzipiell scheint es so zu sein, dass mit dem Entstehen einer neuen Entwicklungsstufe keine weiteren Wesen der vorherigen Entwicklungsstufe entstehen. Es entstehen keine neuen Menschenarten aus Affen. Darum ist es prinzipiell verwunderlich, dass sich der Mensch 1.0 in den Menschen 2.0 transformieren kann.
Was ist das kritische Tun des Menschen 1.0 für seine Erlösung – wie es auch im Mythos dargestellt wird?
Im Mythos muss man sich Jesus zuwenden – aus seiner Schuld heraus Ja zu Jesus sagen, ihn als den Größeren anerkennen und ihm folgen. Das bedeutet konkret: Der Mensch 1.0 muss zu seinem Opfer stehen. Er darf den Menschen 2.0 nicht mehr beugen oder töten, sondern soll ihn um Hilfe bitten, ihn als den Größeren anerkennen und mit ihm ein Team bilden.
Wie der Mensch 1.0 dies tatsächlich realisieren kann – also Jesus bzw. den Menschen 2.0 nicht mehr abzulehnen, sondern Ja zu ihm zu sagen und zu seiner Schuld zu stehen – das wissen wir noch nicht.
Dabei bringt der Mensch 1.0 seine Schuld, sein Opfer, in die Beziehung ein, und der Mensch 2.0 macht daraus eine Lösung.
Allerdings ist es nicht so, dass der Mensch 2.0 – also Jesus – die Sünden bzw. die Schuld als Opferlamm für den Menschen trägt. Vielmehr handelt es sich um eine Interaktion innerhalb des Menschseins 1.0.
04.2025 © ReckLab